Machen Nüsse dick?
15. Januar 2020
Wirkung & Gesundheit
Viele Menschen haben Vorurteile Nüssen gegenüber. Da sie viel Fett enthalten, sollen sie dick machen bzw. besonders cholesterinhaltig seien. Alles falsch!
Es ist nicht leicht, Kunden von den Vorzügen der Nüsse zu überzeugen, stecken sie doch voller Vorurteile. Bis vor kurzem waren Nüsse tabu für Übergewichtige, Herz- und Gefäßkranke, sowie für Diabetiker. Nüsse sind fett und haben viele Kalorien, so hieß es in allen Berichten über die kleinen Vitalpakete. In den letzten Jahren gingen die Wissenschaftler der Nuss auf den Grund. Alle alten „Weisheiten“ über Nüsse wurden inzwischen widerlegt. Etliche Studien belegen die positiven Wirkungen von Nusskernen. Aber was sich erst mal in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, ist nicht so leicht wieder heraus zu bekommen. Erstaunlicherweise gibt es aber heute auf der anderen Seite auch Kunden die aufgrund einer Diät Nüsse vom Arzt „verordnet“ bekommen. Nüsse gehören, so weiß man heute, mit zu den wertvollsten Lebensmitteln.
Die große amerikanische Nurses Health Study der Harvard Universität in Boston fand heraus, dass regelmäßiges Nüsseknabbern Frauen mittleren Alters offenbar vor Herzinfarkt schützt. Jedenfalls sank das relative Infarktrisiko bei jenen Frauen, die mindestens 5 Portionen Nüssen wöchentlich verspeist hatten im Vergleich zu den Nuss-Abstinenzlern um 35 %. In anderen Langzeitstudien konnte ein Rückgang der Herzinfarktsterblichkeit beobachtet werden. In einer Studie sank sogar die Gesamtsterblichkeit: Je mehr Nüsse die Teilnehmer geknabbert hatten, umso länger die Lebenserwartung.
Eine aktuelle Studie verglich die Auswirkungen einer kleinen Portion Brezeln mit der einer Portion Pistazien auf die Gewichtsabnahme und verschiedene Blutwerte bei stark Übergewichtigen während einer Reduktionsdiät. Es ist eine immer noch weit verbreitete Empfehlung an Übergewichtige, lieber Brezeln oder Salzstangen als Nüsse zu snacken. Ein schlechter Tipp, wie die Studie zeigt: Obwohl sich weder die Diät noch die beiden Nachmittagssnacks im Kaloriengehalt unterschieden, sanken Body-Mass-Index und Triglyzeride* in der Gruppe, die gesalzene Pistazien essen durfte, deutlicher als bei Brezelessern.
Dabei ist egal, welche Nuss man knackt. Es können Walnüsse, Mandeln, Haselnüsse, Pistazien, Macadamiakerne, Cashewkerne oder Erdnüsse sein (auch wenn die Erdnuss botanisch zu den Hülsenfrüchten gehört). Regelmäßiges Nüsse essen senkt das „böse“ LDL- Cholesterin genauso wie fettarme „Herzschutzkost“. In anderen Produkten scheidet eine nusshaltige Kost jedoch besser ab. Sie hält das gute HDL Cholesterin stabil und senkt die Triglyzeride*.
Was verbirgt sich unter den harten Schalen der Nüsse? Eine Nuss besteht zu 50-70% aus Fett, 10-20% entfallen auf Eiweiß. Darüber hinaus sind Nüsse gute Quellen für Vitamin E, für die zur Vitamin-B-Gruppe gehörende Folsäure, für Magnesium, Kalium und Kupfer. Das Fett der Nüsse ist überwiegend einfach ungesättigt. Nur Walnüsse liefern überwiegend mehrfach ungesättigte Fettsäuren, und sie weisen das beste Verhältnis von Omega- 6- zu Omega-3-Fettsäuren auf.
Verblüffend ist, dass Nüsse das LDL-Cholesterin stärker senken, als es ihre Fettsäuren-Zusammensetzung erwarten lässt. Man vermutet, dass dies auf den hohen Eiweißanteil, die löslichen und unlöslichen Ballaststoffe, die Phytosterole (Pflanzenhormone) und weitere biologisch aktive Inhaltsstoffe der Nüsse zurückzuführen ist. Genau weiß man es jedoch bisher nicht. Hier sind noch lange nicht alle wissenschaftlichen Nüsse geknackt.
Nüsse sättigen gut. Sie lassen den Blutzuckerspiegel kaum ansteigen, senken verschiedene Entzündungsmarker und sind nährstoffreich. Trotz ihres hohen Fettgehaltes lassen Nüsse das Gewicht eben nicht automatisch ansteigen – im Gegenteil, es steigt im Trend sogar weniger, wenn regelmäßig Nüsse genossen werden.
*Erhöhte Triglyzeridwerte stellen ein Risiko dar, da sie die Bildung von Thrombosen oder eine Arteriosklerose der Blutgefäße fördern können.